Jahrestagung der Fachgruppe Medienökonomie der DGPUK 2019
Hier finden Sie alle Beiträge zur Jahrestagung der Fachgruppe Medienökonomie der GDPUK 2019.
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Hardy Gundlach, Ulrich Hofmann
Die Studie argumentiert, dass angesichts der wirtschaftlichen Rückschläge in den Werbe- und Rezipientenmärkten die traditionellen Medienunternehmen Innovationen bei der Distribution der Medieninhalte im Wettbewerb mit den Internet-Intermediären und deren maschinellen Algorithmen umsetzen müssen. Die Innovationspotenziale betreffen die Informationsdienstleistungen wie z. B. Such- und Navigationshilfen. Die Informationsdienste dienen nicht nur als Vertriebskanäle für Medieninhalte, vielmehr haben sie heute wichtige Gatekeeper-Funktionen; sie können quasi wie eine „zweite redaktionelle Bearbeitung“ wirken. Dies verdeutlicht der empirische Vergleich der Relevanzbewertungen, u. a. der Vergleich der Relevanz journalistischer Selektionen mit alternativen Relevanzurteilen.
Hinweis: Das Paper wurde bereits in der Medienwirtschaft 4/2019 veröffentlicht und ist ein genehmigter Reprint.
Lars Rinsdorf, Christopher Buschow
Das Innovationsmanagement von Medienorganisationen unterliegt derzeit erheblichen Veränderungen: Im veränderten Marktumfeld erweisen sich Flexibilität, schnelle Richtungswechsel und Anpassungsfähigkeit als zentral. Darauf muss auch die Medienmanagement-Forschung reagieren: Um die Agilität der gegenwärtigen Unternehmenspraxis valide zu erforschen, ist eine ebenso agile, adaptive Forschung gefordert. Zu diesem Zweck schlägt der Beitrag eine praxistheoretische Perspektive auf das Innovationsmanagement von Medienorganisationen vor. Empirische Forschungsdesigns, die aus einem solchen Zugriff resultieren, werden sowohl hinsichtlich ihrer methodischen Herausforderungen als auch ihres Forschungsprojektmanagements diskutiert. Der Beitrag greift außerdem neue Möglichkeitsräume des wissenschaftlichen Publizierens, des Universitätsmanagements sowie der Forschungsorganisation auf, die praxistheoretisch gegründete, empirische Innovationsforschung in der Medienwirtschaft einfordert.
Henriette Heidbrink
Im Zuge der Digitalisierung hat der Trend zur Ökonomisierung eine neue Dynamik entwickelt, die auch journalistische Gründer*innen betrifft. In Beratungs- und Weiterbildungsangeboten kommen sie insbesondere mit zwei prominenten Innovationsmethoden in Kontakt: Lean Startup und Design Thinking. Mithilfe des Method Engineering illustriert dieser Beitrag, wie und wo in beiden Methoden ökonomische Prinzipien greifen, die für die journalistischen Gründer*innen bedeuten können, dass sie ihre Produkte oder Dienstleistungen weniger in Richtung eines gesellschaftsrelevanten Journalismus entwickeln, sondern stärker in Richtung einer kommerzialisierten Variante. Im Anschluss an die Strukturanalyse und Methodenkritik wird eine reflexive Einbettung beider Methoden skizziert, um journalistische Gründer*innen bei der Entwicklung gesellschaftsrelevanter Journalismusprojekte zu unterstützen.
Marcel Hauck, Sven Pagel
Bevor Innovationen eingeführt werden können, muss zunächst ermittelt werden, welche Technologien und Anwendungen überhaupt am Markt verfügbar sind. Einen strukturierten Überblick hierzu bieten sogenannte ‚Technology Landscapes‘, deren Methodik noch weiter verbessert werden kann. Der vorliegende Artikel bietet mit diesem Instrument einen strukturierten Überblick über das Arbeitsgebiet ‚Künstliche Intelligenz in der Medienbranche‘. Die hierbei erstellte AI Media Technology Landscape (https://wimm.pages.gitlab.rlp.net/ai-media-technology-landscape/) eignet sich dafür, neue Technologien zu erkennen, um sie dann in einem unternehmensspezifischen Prozess zu evaluieren und implementieren. Dies ermöglicht eine geleitete und zielgerichtete Einführung von Verfahren der Künstlichen Intelligenz in Medienunternehmen.
Hinweise: Dieser Beitrag ist im Rahmen der Fördermaßnahme ‚InnoProm – Innovation und Promotion‘ entstanden. Diese wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert, kofinanziert vom Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz und dem Kooperationsunternehmen loci GmbH Deutschland. Der Beitrag wurde in einer früheren Fassung bereits in MedienWirtschaft 4/2019 veröffentlicht. Dies ist ein genehmigter Reprint.
Britta M. Gossel, Miriam Bernhard, Andreas Will, Julian Windscheid
Technologien und technologische Veränderungen sind eng mit der Weiterentwicklung von Medienindustrien und Medienmanagement verknüpft. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, Medienmanagementforschung auch mit Blick auf die Weiter- und Neuentwicklung von Technologien zu gestalten, da bereits jetzt Technologien die konzeptionelle und empirische Arbeit in der Forschungsdisziplin beeinflussen. Der vorliegende Beitrag fasst in einem ersten Schritt drei empirische Studien zusammen, in denen Expertengruppen die Bedeutung von neun Zukunftstechnologien für das Medienmanagement einschätzen. In einem zweiten Schritt werden die Ergebnisse einer strukturierten Literaturanalyse dargestellt, bei der N=147 Publikationen aus dem Feld der Medienmanagementforschung (2009-2019) hinsichtlich der Berücksichtigung von Zukunftstechnologien analysiert wurden. In einem dritten Schritt werden aus diesen beiden Perspektiven Potenziale für die zukünftige Medienmanagementforschung abgeleitet. Mit diesem Beitrag sollen Vorschläge angeboten werden, wie etablierte Forschungsprozesse hinterfragt werden können und neue Theorieperspektiven Optionen neuer Fragen eröffnen.
Christian Zabel, Verena Telkmann
Das Management von (technologischen) Innovationen ist für Medienunternehmen immer wichtiger geworden. Dennoch werden technologiegetriebene Medieninnovationen, die große Potenziale zur nachhaltigen Differenzierung vom Wettbewerb bieten, oft nicht frühzeitig genutzt. Um die Fallstricke bei der Einführung solcher Innovationen zu analysieren, wurden zwischen Februar und April 2019 in Fallstudien fünf deutsche Medienunternehmen untersucht, die die gleiche emergente Technologie (Cross Reality (=XR), die Virtual, Mixed und Augmented Reality-Technologien umfasst) eingeführt haben. XR ist dazu besonders geeignet, da sie sich in der deutschen Medienbranche noch in einer frühen Phase auf der Adoptionskurve befindet und sowohl technologische als auch inhaltliche Herausforderungen aufweist. Als besonders wichtig haben sich mehrere Einflussfaktoren, wie die Unterstützung durch das Top-Management, die Existenz eines Innovationstreibers, die Zusammenarbeit mit der internen IT und der Aufbau von nachhaltigem Know-how in den Unternehmen erwiesen. Während die Medienunternehmen insbesondere von der hohen Motivation des Innovationstreibers der Projekte profitierten, war festzustellen, dass mangelnde Integration in größere Innovationsinitiativen (die auch auf die Nutzung des vorhandenen Know-hows und die Schaffung von Kompetenzen für die zukünftige Nutzung abzielen) und begrenzte interne IT-Ressourcen eine rasche Einführung behindert haben. In den untersuchten Medienunternehmen lag der Fokus der redaktionellen Mitarbeiter vor allem auf den inhaltlichen Aspekten und weniger auf dem Aufbau technologischen Fachwissens.
Annika Ehlers, Harald Rau
Hinweis: Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine aktualisierte Variante der Publikation „Die Zukunft – eine Frage von Zeit und Ort“, die in der Ausgabe 4/2019 der Medienwirtschaft, S. 22-31, erschienen ist. Dies ist ein genehmigter Reprint.
In einer Gesellschaft, in der sich Individuen gleichermaßen mobil und online bewegen, erwartet man von der Medienkommunikation, dass sie sich genau darauf einstellt. Das heißt: Angebote von Zeitungen, Hörfunk oder Fernsehsendern müssten nach dieser Auffassung den gesellschaftlichen Anspruch spiegeln, indem sie Nachrichten auch online, mobil und mit konkretem Ortsbezug zur Verfügung stellen. Studien zeigten in der Vergangenheit, dass dies keineswegs der Fall ist. Der Beitrag zeigt, dass dies auch heute gilt: So genannte LBS, also lokalbasierte Dienste (Location-based Services) sind in der informationsorientierten Medienkommunikation in Deutschland weitestgehend ausgeblendet. Dies wird anhand einer Inhaltsanalyse mobiler Nachrichten-Anwendung sowie der Auswertung einer durchgeführten Online-Nutzerbefragung gezeigt.
Matthias Johannes Bauer, Valentina Stevic
Während lokale Zeitungen die höchste Relevanz für die lokale und regionale Meinungsbildung besitzen und sich der lokale Radiomarkt insgesamt strukturell recht stabil zeigt, hat es der lokale Fernsehmarkt hingegen wesentlich schwieriger. Mit einem von der Landesanstalt für Medien NRW beziehungsweise der Stiftung ,Vor Ort NRW‘ geförderten Projekt richtete das Duisburger Lokalfernsehen STUDIO 47 im Jahr 2018 eine ,Innovationsredaktion‘ ein, deren Thema die Formatentwicklung im regionalen Fernsehen war. Ziel dieses Innovationsprojektes war es, zukunftsfähige Erlösmodelle zu schaffen sowie Relevanz und Publikumsnähe zu bewahren. Das Projekt und seine Ergebnisse stehen im Fokus der vorliegenden, stichprobenhaften Untersuchung. Als Fazit lässt sich konstatieren, dass ein stabiles und vielfältiges Lokal- und Regionalfernsehen in Deutschland möglich ist. Um diese Vielfalt jedoch zu sichern, brauchen regionale und lokale Fernsehmacher dringend Förderungen – oder allgemeiner: zusätzliche Finanzierung – um neue, kreative Programmkonzepte umsetzen zu können. Der lokale TV-Sender STUDIO 47 zeigt, wie es möglich ist, teils unabhängig und dennoch gewinnbringend zu arbeiten, und wie die Verantwortlichen umgesetzt haben, im regulären Produktionsbetrieb eines lokalen Medienunternehmens Platz für neue Experimente zu schaffen.
Magdalena Ciepluch, Uwe Eisenbeis, Boris Alexander Kühnle
Technische Innovationen haben schon immer Medieninnovationen ausgelöst und die Art und Weise der Medienproduktion und Medienvermarktung sowie der Medienrezeption verändert (u.a. Broich 2015: 238; Hasenpusch 2018: 21). Für Medienunternehmen bietet Technik die Möglichkeit zur Differenzierung und das Potenzial, darüber einen Wettbewerbsvorteil für ihre Geschäfts- und Wertschöpfungsmodelle zu generieren. Entsprechend dieser Perspektive dient Technik für Medienunternehmen als Treibergröße und ‚enabler‘ für dauerhaft werthaltige Wettbewerbspositionen (Zerdick et al. 2001; Godefroid/Kühnle 2018). Insofern bearbeitet der vorliegende Beitrag die Frage: Wie gehen insbesondere junge Medienunternehmen mit technologischen Innovationen um und wie adaptieren sie diese? Dabei unterstellt unser theoretischer Bezugsrahmen, dass die Kombination aus Konvergenzmöglichkeiten einer digitalen Medienwirtschaft, den Besonderheiten kreativwirtschaftlicher Güter und regionaler Gegebenheiten Technikadaption spezifisch fördern. Im Ergebnis zeigt sich: Die Technikadaption von Medienunternehmen unterscheidet sich kaum von Unternehmen anderer Sektoren – das heißt Konvergenz- und Kreativitätsguterwartungen bestätigen sich nicht. Aber: Regionale Cluster sind erkennbar.
Florian Krauß
Der Beitrag untersucht, wie Fernsehschaffende in Deutschland gegenwärtig ‚Qualitätsserien‘ und damit verknüpft Innovationen aushandeln. Zunächst stehen Diskurse zu Produktinnovationen im Vordergrund: Die Produzierenden erkunden Qualität und Innovation in Fernsehserien und ihrer Narration. Der zweite Teil fokussiert sich auf Diskurse zu Prozessinnovationen: Welche Entwicklungs- und Produktionsweisen stellen aus Sicht der Fernsehschaffenden Innovationen dar und ermöglichen das Entstehen von Innovation und Qualität? Zentrale Grundlage sind 13 Expert*inneninterviews mit Drehbuchautor*innen, Redakteur*innen, Produzent*innen und Regisseuren im Untersuchungszeitraum 2016 bis 2019. Die Analyse greift auf zwei theoretische Rahmungen zurück: Einerseits ist Boris Groys kulturphilosophisches Modell eine fruchtbare Grundlage, um künstlerisch-kulturelle Dimensionen der Produktinnovation zu berücksichtigen. Andererseits wird das Modell der Projektnetzwerke herangezogen, um die Diskurse zu der netzwerkförmigen, historisch gewachsenen Zusammenarbeit und zu möglichen Prozessinnovationen einzuordnen.
Steffen Kolb, Svenja Diedrich
Non-lineare Anbieter von audiovisuellen Inhalten, wie beispielweise Netflix, erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit auf dem digitalisierten Medienmarkt
. Im Vergleich zu linearen Fernsehanbietern verfügen sie aber nur über beschränkte Einnahmequellen, weswegen die Vermutung naheliegt, dass sie alternative Finanzie-rungswege finden müssen. Hierbei könnten Produktplatzierungen in Eigenproduktionen eine maßgebliche Einnahmequelle für non-lineare Anbieter darstellen. Daher wurde in einer Vor- und einer Hauptstudie das Vorkommen von Produktplatzierungen in Eigenproduktionen von Netflix und linearen Fernsehanbietern inhaltsanalytisch untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Produktplatzierungen in Produktionen non-linearer Anbieter häufiger und länger gezeigt werden als bei linearen Anbietern. Unterschiede zeigten sich außerdem in der Darstellungsgröße sowie der Platzierung im Raum. Hinsichtlich der Einbeziehung der Produkte in den Ablauf und die Handlung der Szene wurde festgestellt, dass die überwiegende Mehrheit der Produktplatzie-rungen sowohl bei linearen als bei non-linearen Produktionen in den Ablauf und die Handlung der Szene integriert wurde. Zentrale Einschränkungen der vorgestellten Studien sind die Nichtnachweisbarkeit von Entgeltleistungen von Produktplatzierungen durch inhaltsanalytische Arbeiten sowie die begrenzte Aussage-kraft der Studien aufgrund der Fallauswahl. Dennoch stellen die Ergebnisse wegen der häufigeren Verwen-dung von Produktplatzierungen in non-linearem Fernsehen einen wichtigen Anstoß für weitere Forschung dar.Jessica Merten
„Dem WDR muss es gelingen, alle Generationen zu erreichen, und wir müssen dabei verstärkt auf junge Leute setzen.“ (Kölner Stadtanzeiger 2013). Dieses Ziel formuliert Tom Buhrow im Jahre 2013 bei seinem Amtsantritt als neuer Intendant des Westdeutschen Rundfunks. Er will den WDR durch den digitalen Wandel führen und den öffentlich-rechtlichen Informations - und Bildungsauftrag ins Digitale übersetzen. Das bedeutet: „Mehr Menschen auf mehr Ausspielwegen erreichen." 2014 gerät der Sender in einen tiefgreifenden Umbruch. Damals gibt Intendant Tom Buhrow bekannt, dass der WDR in der Zeit zwischen 2016 und 2021 insgesamt 500 Planstellen abbauen wird. Dabei gehe es um frei werdende Stellen, die nicht mehr nachbesetzt würden. Ab 2016 gebe es eine jährliche 100-Millionen-Euro-Lücke. Steigende Produktionskosten könnten durch den Rundfunkbeitrag, der seit Jahren konstant geblieben sei, nicht mehr aufgefangen werden. Gleichzeitig muss sich der WDR dem digitalen Wandel stellen – und dies inmitten eines Sparkurses mit weniger Personal, weniger Geld und steigenden Anforderungen an das Programm.
Sibylle Kunz, Sven Pagel, Svenja Hagenhoff
Der Beitrag beschreibt ein Referenzmodell zur Bestimmung der Usability digitaler Fachmagazine, das Verlage dabei unterstützt, Produkte zu evaluieren und/oder so zu gestalten, dass die digitalen Eigenschaften einen für Leser wahrnehmbaren Nutzen aufweisen. Das Modell beruht auf einer mehrdimensionalen Zielgruppenanalyse und dem 5-Planes-Model zur User Experience. Die Autoren stellen ein empirisches Mehrmethodendesign zur Bestimmung eines Usability-Scores oder Reifegrades vor, mit dem das Modell derzeit anhand von acht Fachmagazinen getestet wird und das neben halboffenen Experteninterviews zahlreiche Elemente aus der Usability-Forschung wie z.B. Heuristische Evaluation und Eyetracking umfasst. Erste Ergebnisse zeigen, dass die vom Leser gewünschten Inhalte dabei keineswegs „just ONE click away“ sind und sowohl pragmatische wie auch hedonische Qualität noch Verbesserungsbedarf aufweisen.
Hinweis: Dieser Beitrag erschien auch in Heft 4/2019 der MedienWirtschaft, es handelt sich um einen genehmigten Reprint.
Miriam Goetz
Hinweis: Das Paper wurde bereits in der Medienwirtschaft 4/2019 veröffentlicht und ist ein genehmigter Reprint. Im Interesse der Lesbarkeit wurde auf geschlechtsbezogene Formulierungen verzichtet. Selbstverständlich sind immer Frauen und Männer gemeint, auch wenn explizit nur eines der Geschlechter angesprochen wird.
Die deutschen Zeitungsverlage befinden sich in einer Umbruchsituation: Die ZeitungsleserInnen altern kontinuierlich und sterben auf Sicht aus. Schwindende LeserInnenzahlen und fortschreitende Digitalisierung korrelieren unmittelbar mit den Anzeigenpreisen und sorgen entsprechend für geringere Erlöse. Junge LeserInnen sind nur bedingt für das Medium Zeitung (analog und/oder digital) zu begeistern und tun sich schwer mit den angebotenen Preisen und/oder Abo-Modellen. Eine langfristig stabile, neue Erlösquelle muss gefunden werden, und dabei könnten KundInnenclubs, unter bestimmten Bedingungen, eine Lösung darstellen. Angesichts anhaltend schwindender Anzeigenerlöse, müssen Vertriebseinnahmen in Print und Online das entstehende Erlös-Delta der Verlage ausgleichen. Die Nachfrage nach Online-Angeboten wächst beständig, ergo setzen Verlage auf digitale Produkte, deren Erlöse aber bei weitem nicht die anfallenden Produktionskosten decken. Ferner soll das Abonnement für LeserInnen attraktiv gehalten bzw. gemacht werden. Mit steigender wirtschaftlicher Bedeutung des Abos und der dahinterstehenden AbnehmerInnen stehen die Verlage vor drei großen Herausforderungen: Erstens neue AbonnentInnen zu gewinnen, zweitens den bestehenden AbonnentInnenstamm langfristig zu halten und drittens die Kündiger-Rate („Churn Rate“) zu minimieren. Es soll in diesem Beitrag eruiert werden, ob AbonnentInnenclubs ein probates Mittel der AbonnentInnenbindung darstellen und wenn ja, welche Parameter diese enthalten sollten. Hierfür werden zunächst die Erwartungen der LeserInnenschaft an jetzige und künftige Abo-Modelle eruiert. Es folgt eine kurze, theoretische Einführung in die Mechanismen der KundInnenbindung, die dann anhand eines Best-Practice Beispiels in ihrer praktischen Umsetzung geprüft werden sollen. In einem abschließenden Vergleich von fünf Zeitungsverlagen sollen deren bis dato eingesetzten LeserInnenclubmodelle analysiert und ein Ausblick auf künftige Bindungstrends gegeben werden.
Marc-Christian Ollrog, Megan Neumann
Die Zeitungsbranche erlebt erhebliche Veränderungen infolge der Digitalisierung und neuer Technologien und gestaltet diese inzwischen auch selbst mit. Sie bietet digitale, moderne Produkte an, die auf Nachfrage stoßen. Zwar soll einerseits die Reichweite des Blattes erhalten bleiben, um von den zulegenden digitalen Werbeerlösen zu profitieren, doch sollen andererseits gleichzeitig dringend benötigte neue Vertriebserlöse im digitalen Umfeld generiert werden. Entsprechend sind ausgewählte selbst produzierte Inhalte im digitalen Kanal lange nicht mehr kostenfrei erhältlich. In der Konsequenz stellt sich die Frage danach, welche Inhalte mit welchen Eigenschaften hinter die Paywall gelangen. Der Begriff des Mehrwerts wurde hierbei als zentrales Konstrukt herangezogen. Ziel der Studie war es, zu prüfen, ob Paid Content tatsächlich einen höheren Kundennutzen bietet, der sich in einem höheren Mehrwert widerspiegelt, gegenüber (ehemals) kostenfreien Inhalten. Mittels quantitativer Inhaltsanalyse wurden 150 Plus-Artikel und 150 kostenfreie Artikel im Finanz- und Wirtschaftsresort der BILD, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung im Zeitraum vom 1. Januar 2018 bis 31. Januar 2019 untersucht und verglichen. Die Analyse hat gezeigt, dass es zwar Unterschiede zwischen Artikeln hinter und vor der Paywall gibt, diese aber bisher etwas weniger ausgeprägt sind als erwartet. Am stärksten ausgeprägt sind bisweilen die Unterschiede für zahlende Leser bei der Ausführlichkeit und Länge der Beiträge. Zudem konnten Unterschiede zwischen den Medien festgestellt werden.