KI und Third Mission: Wissenstransfer per Autopilot?

Aviso2/25_Volk

Sophia Charlotte Volk, LMU München

Die rasante Entwicklung generativer KI verändert auch die Third Mission von Hochschulen, vor allem die Öffentlichkeitsarbeit. Um die Auswirkungen von KI darauf einzuordnen, sind zwei Ebenen zu unterscheiden: zentrale Kommunikationsabteilungen und dezentrale Einheiten wie KMW-Institute. 

Die Kommunikationsabteilungen der Hochschulen haben sich professionalisiert und verantworten neben der Reputationspflege auch den Wissenschaftstransfer. Befragungen zeigen einen deutlichen Anstieg der KI-Nutzung in der universitären Öffentlichkeitsarbeit zwischen 2023 und 2024 (Henke, 2025), insbesondere für Text- und Bildgenerierung, Übersetzungen und Transkriptionen. KI wird in der gesamten Kommunikationskette unterstützend eingesetzt – von Ideengenerierung über Content-Produktion bis zu Distribution und Evaluation. Untersetzt mit wachsenden Budgets für KI ist ein weiterer Anstieg bis 2027 erwartbar, begleitet von neuen Rollenprofilen für Kommunikator:innen und der Entwicklung eigener KI-Chatbots auf Basis interner Trainingsdaten. Bis 2028 ist das eigenständige Operieren von KI-Agenten für regelbasierte Standardprozesse plausibel, etwa für Pressemitteilungen, Crossposting oder Monitoring. Dagegen ist für Strategieentwicklung, Krisenkommunikation oder Dialog mit der Gesellschaft – etwa bei öffentlichen Veranstaltungen oder partizipativen Formaten – eher ein Assistenz- als ein Automatisierungsszenario realistisch. Die Kommunikation dezentraler Hochschuleinheiten hat ebenfalls zugenommen, ist aber kaum erforscht. 

Die DGPuK AG Third Mission und Wissenstransfer hat Daten zu Infrastrukturen und Transferaktivitäten an KMW-Instituten erhoben. Vorab daraus dies: Zumeist ist Wissenstransfer nicht klar verankert, sondern wird vom wissenschaftlichen und administrativen Personal getragen. Oft sind Angehörige des Mittelbaus verantwortlich für die Pflege von Social-Media-Accounts und Institutswebsites oder geben Medieninterviews. 

Voraussichtlich werden verfügbare Anwendungen wie ChatGPT bis 2027 an den meisten KMW-Instituten unterstützend genutzt. Vereinzelt dürften Kolleg:innen mit KI-Avataren oder Bots experimentieren, die auf eigenen Publikationen trainiert werden. Bis 2028 ist jedoch ohne klare Verantwortlichkeiten, feste Budgets und Anreize nicht zu erwarten, dass institutseigene KI-Agenten für Third-Mission-Aktivitäten entwickelt werden. Gewichtigere Konsequenzen hat die Veränderung in der zentralen Hochschulkommunikation: Sie prägt Sichtbarkeit und Erwartungen an Wissenschaftskommunikation und setzt etwa durch KI-Richtlinien den Rahmen, in dem Institute und Forschende kommunizieren. Wie sind die Veränderungen zu bewerten? KI verspricht Effizienzgewinne, etwa um Social-Media- Posts zu erstellen oder Studienergebnisse zielgruppengerecht aufzubereiten. Zugleich gilt es, Probleme wie Korrektheit, Datenschutz und ethische Fragen zu bedenken. Unterm Strich überwiegt der Nutzen, sofern der Einsatz von KI kritisch, verantwortungsvoll und datenschutzkonform erfolgt und ein human in the loop gewahrt bleibt. Wünschenswert wäre, wenn Zeitund Effizienzgewinne zu Qualitätssteigerungen der Wissenschaftskommunikation führen. 

Handlungsbedarf besteht hinsichtlich klarer Zuständigkeiten für Wissenstransfer, eigener Budgets für KI und des systematischen Aufbaus KI-gestützter Anwendungen zusammen mit der IT. Erforderlich sind auch die Entwicklung von KI-Kompetenzen und von verbindlichen Leitlinien für den Einsatz (z.B. zu Kennzeichnung, Urheberrecht) sowie regelmäßige Audits, um Fehler und Verzerrungen zu minimieren. Und es besteht immenser Forschungsbedarf.

Referenzen: 
Henke, J. (2025). The new normal: The increasing adoption of generative AI in university communication JCOM 24(02), A07.