Selbstverständnis

(beschlossen auf der Mitgliederversammlung am 27.02.2004 in Dortmund)
 

I. Ziel

Aufgabe der Fachgruppe Digitale Kommunikation ist es, innerhalb der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie der Medienwissenschaft der wissenschaftlichen Diskussion ein Forum für alle Wissenschaftler zu bieten, die sich aus sozial- und geisteswissenschaftlicher Perspektive mit digitaler Kommunikation befassen. Digitale Kommunikation (DigiKomm) umfasst alle Formen der interpersonalen, gruppenbezogenen und öffentlichen Kommunikation, die offline oder online über Computer(netze) und digitale Endgeräte erfolgen. Derzeit dominieren dabei die über die technische Infrastruktur des Internet (TCP/IP) realisierten Kommunikationsmodi und Informationsdienste. Hinzu treten insbesondere Mobilfunknetze.

In Abgrenzung zu den Diskursen der Informatik, der Nachrichtentechnik und der allgemeinen Techniksoziologie stehen Kommunikation und Medien im Mittelpunkt der Arbeit der Fachgruppe. Erkenntnis leitend sind dabei vor allem drei Perspektiven:

  • Innovation: Ausgangspunkt sind diejenigen Innovationen von Medien und Kommunikation, die von der digitalen Kommunikation ausgehen bzw. hier ihren besonderen Niederschlag finden. Die technologische Entwicklung wird dabei als sozialer Prozess verstanden, der Auslöser für medialen und kommunikativen Wandel sein kann. Im Kern geht es der Fachgruppe um die Erforschung des Wandels sozialer Kommunikation, die ihren Ausdruck in neuen Anwendungen und Gebrauchsweisen sowie Institutionalisierungen von Medien und Medienangeboten, dem Wandel von Zeichensystemen sowie neuen Formen der Organisation finden.
  • Integration und Differenzierung: Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Wechselwirkungen der o.g. Innovationen mit anderen Kommunikationsmedien und -modi, einschließlich der interpersonalen Kommunikation. Die zu beobachtende Integration von Medien (Medientechnik, -angebote, -organisationen, -regulierung und Mediennutzungsformen usw.) einerseits und die ebenfalls erkennbaren Differenzierungsprozesse von Medien und sozialer Kommunikation (Segmentierung von Angeboten und Publika, Individualisierung der Nutzung, Vervielfältigung der Kommunikationsmodi) stehen in einem Spannungsverhältnis, aus dem eine besondere Mediendynamik erwächst.
  • Vernetzung: Netzwerke stellen nicht nur die technologische Grundlage von Telekommunikationsmedien und digitaler Kommunikation dar; in den Blick geraten zunehmend auch die sich wandelnden Netzwerkstrukturen der publizistischen Medien (Presse, Rundfunk, Film). Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht stehen die Eigenschaften und Folgen sozialer Vernetzung durch Kommunikationsmedien im Vordergrund: Lineare, z.T. unidirektionale Strukturen und Prozesse der Kommunikation werden zunehmend ergänzt durch rückgekoppelte, selektive, interaktive und reflexive Kommunikationsformen. Kommunikative Rollen und Kompetenzen unterliegen in Kommunikationsnetzen einem Wandel, der verstärkter Forschung bedarf.
Der Fokussierung vorhandener Forschungsansätze und -initiativen, der Zusammenarbeit mit den anderen Fachgruppen der DGPuK sowie Fachverbänden verschiedener Disziplinen kommt eine besondere Bedeutung zu. Da digitale Kommunikation im gegenwärtigen Mediensystem einen Motor von Innovation, Integration und Differenzierung sowie Vernetzung darstellt, bringt die Beschäftigung mit ihnen eine wertvolle theoretische und empirische Bereicherung der Erforschung bisheriger Medien mit sich. Die Fachgruppe versteht sich deshalb nicht allein als Kristallisationspunkt für die Erforschung digitaler Kommunikation, sondern will zur Entwicklung der Erforschung einer sich dynamisch wandelnden Medienlandschaft beitragen, deren Befunde auch auf die bisherige Theoriebildung rückwirken können. Neben der theoretischen und empirischen Forschung gilt der Entwicklung, Adaption und Erprobung geeigneter Methoden zur Erforschung digitaler Kommunikation besonderes Augenmerk.

Die Fachgruppe setzt sich für die angemessene Berücksichtigung der digitalen Kommunikation in der Lehre, der Forschung sowie der Binnenstruktur der publizistik-, kommunikations- und medienwissenschaftlichen Institute ein und wirkt beratend an der Entwicklung entsprechender Curricula und Schwerpunkte mit; sie unterstützt die Lehrenden auch durch die Erstellung von Lehrmaterialien.

 

II. Arbeitsformen

Die Fachgruppe will zur kontinuierlichen und nachhaltigen Thematisierung digitalen Kommunikation innerhalb der Kommunikations-, Publizistik- und der Medienwissenschaft beitragen. Dies soll u.a. erreicht werden durch die jährlich wechselnde Veranstaltung von teilnehmerbegrenzten, nicht themenzentrierten Workshops, die primär der internen Vorstellung und Diskussion von Forschungsvorhaben und -ergebnissen dienen, und von themenzentrierten, vorzugsweise in Kooperation mit anderen DGPuK-Fachgruppen durchgeführten Tagungen, die auf eine breitere Fachöffentlichkeit abzielen. Die Fachgruppe will hierdurch die Orientierung in einem Forschungsfeld erleichtern, das sich rasch und in hohem Maße interdisziplinär entwickelt. Auf den Workshops und Tagungen sollte deshalb der fachinterne und -übergreifende Diskurs durch die Präsentation von Forschungsvorhaben und -ergebnissen gepflegt werden. Der Austausch mit Vertretern anderer Disziplinen soll angeregt werden. Insbesondere soll dem wissenschaftlichen Nachwuchs, der sich in hohem Maße für die Erforschung digitaler Kommunikation interessiert (z.B. auch Examenskandidaten), die Möglichkeit gegeben werden, seine Vorhaben zu präsentieren und sich der fachlichen Kritik zu stellen.

Die Gestaltung von Tagungspanels auf der DGPuK-Jahrestagung besitzt besondere Bedeutung für die Realisierung des Ziels, die Innovations-, Integrations-, Differenzierungs- und Vernetzungsprozesse in der digitalen Kommunikation stärker ins Bewusstsein der Kolleginnen und Kollegen zu rücken.

Für die fachgruppeninterne Kommunikation sollen neben AVISO und dem elektronischen Newsletter vor allem E-Mail und das WorldWideWeb genutzt werden. Das Webangebot der Fachgruppe dient auch der externen Darstellung der Fachgruppe, ihrer Aktivitäten sowie des fachlichen Profils ihrer Mitglieder, die als Ansprechpartner auch über den Kreis der DGPuK hinaus fungieren sollen.

 

III. Verantwortlichkeiten

Die Fachgruppe verfährt arbeitsteilig. Ins Auge gefasste Aktivitäten werden von einzelnen Mitgliedern der Fachgruppe verantwortlich übernommen, was im jeweiligen Jahresbericht der Fachgruppe entsprechend gewürdigt wird.